Die Schwarze Mamba

Laternenlichter flackern bleich, die Nacht erwacht

von mayer ( Jürgen Sesselmann )
 


von der CD : TAVERNENLIEDER - Bockreiter singen mayer 1 (2002)

aus dem Liederbuch : TAVERNENLIEDER (2005)


Worte : Herbst 1985 & 20. Juli 2000
mayer / © Jürgen Sesselmann
Weise :
Herbst 1985 mayer / © Jürgen Sesselmann

 
 

Die Geschichte des Liedes

 


Genau genommen zählt die Ballade »Die Schwarze Mamba« zum erweiterten Kreis meiner Lieder aus dem Nordamerika-Zyklus, obwohl das aus dem Liedertext direkt nur teilweise ersichtlich ist. Viel eher wird es mit dem Wissen um das Entstehen dieses Liedes verständlich.

April und Mai 1978, war ich zum ersten Male als Bockreiter mit Mitgliedern des Ordens auf längerer Großfahrt. Solche Fahrten sind, wie in anderen Gruppen auch, die erste Bewährungsprobe für einen Neuling. Man wird auf Herz und Nieren geprüft. In diesem Zuge folgten natürlich auch ab und an die kleinen Neckereien; und bei den Nerothern, und Rheinländern im Besonderen, geschieht dieses Witzeln mit in einer besonderen Qualität. Ich weiß heute selber nicht mehr, was der ursprüngliche Anlaß gewesen war, der zu dem alles entscheidenten Satz führte. Dieser Satz, den ich dann bei etlichen Gelegenheiten zu hören bekam: "Wir besorgen dir eine dicke, fette Negermama."

Anfang Mai, es lag etwa die Hälfte der Fahrt unserer achtköpfigen Spielschar, sechs Bockreitern und zwei Werwölfen, in Kalifornien hinter uns. Wir besuchten in San Diego Günter Schmitz, einen dort lebenden Altnerother, der aus dem Kreis um Georg Zierenberg und der Kneipe vorm Moor stammte. Hier lernte ich den in den dreißiger Jahren üblichen Stil des Balladensingens und -spielens in Vollendung erstmals kennen. Für mich eine vollständig neue Art des Liedvortrages, und ich war davon sofort hellauf begeistert. Tags drauf stieg ich ahnungslos in unseren "Tourenbus", »The Singing Bockreiters« hatte ein rheinischer Schelm auf die Rückseite des Wagens mit Klebebuchstaben geschrieben, war ich doch froh für etwas abendliche Abwechslung. Der Bus hielt plötzlich vor einem Gebäude mit zwei roten Laternen am Eingang und dem recht unzweideutigen Namen "Red Candle", daß im doch prüden Amerika eher eine Seltenheit war. Nun erfuhr ich von meinem Fahrer Melles, daß die Anderen zusammengelegt hätten und mir damit eine Sause in besagtem Etablissement spendieren wollten. Später sollte ich dann von gleichem Orte wieder abgeholt werden.
Im Innern erwartete ich natürlich die so häufig angedrohte "dicke, schwarze Negermama", doch weit gefehlt! – Über den Rest will ich auch heute noch das Tuch des Schweigens legen.

Als ich wieder zurück gekehrt war, erwarteten die Gefährten natürlich genaue Schilderungen über das Erlebte. Denn überraschender Weise hatte keiner der Anderen das Haus zuvor betreten, ich war als so eine Art Kundschafter losgeschickt worden. Meine Retourekutsche war nun das totale Verschweigen jeglicher Informationen über diesen Abend, die deshalb ihre Geldanlage natürlich als total verschwendet ansahen.
Eine Woche später am südlichen Rande des Grand Canyons herrschten vor Ort starke Minusgrade. Unser eigentlicher Zugang der Norden des Canyons war wegen zu tiefen Schnees gesperrt worden. Nach einer sehr kalten Nacht begann ich am Morgen mit einer eigenen Ballade, die im Text natürlich mit "Laternenlichter flackern bleich ..." begann. Genau, er bezog sich auf das besuchte "Red Candle" und ich erzählte Einiges, einiges das vielleicht dort stattgefunden haben könnte. Und natürlich spielte die "dicke, fette Negermama" ihre besondere Rolle darin und ich flocht unsere kurze Visite hinter die mexikanischen Grenze in einer zweiten Strophe mit ein.

Noch heute singe ich ab und an von jenen amurösen Abenteuern, singe von der dicken, fetten Negerin und jeder hört ihre Geschichte gern, diese Ballade vom "Red Candle" und all den anderen nicht genannten Orten. Die letzte Strophe fand erst im Herbst 1985 ihren Inhalt nach einer sechswöchigen Fahrt mit meinem Fähnlein quer durch Ungarn. Vielerorts sangen wir in den ländlichen Kneipen unsere Lieder und eines Abends im Wechsel mit einer wilden, ungarischen Zigeunerkapelle. Und die Sängerin dieser Kapelle war jene bildhübsche, schwarzäugige Ungarin, die nicht nur ausgezeichnet singen konnte.


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Jürgen Sesselmann (mayer)
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