Die Burg
Wir haben den Berg erklommen. Jahrhunderte uns umwehn.
von der MC : Der WANDERBURSCHE 1 (1985)
von der CD : WANDERBURSCHE 1 (2004)
von der CD : LIEDER von UNTERWEGS - Bockreiter singen mayer 2 (2002)
aus dem Liederbuch : Der WANDERBURSCHE (1985)
die überarbeitete Partitur aus : LIEDER von UNTERWEGS (2005)
Gedicht aus : Die genaue Erstveröffentlichung als Einzelgedicht ist mir leider nicht bekannt. ( vermutlich um 1949 )
siehe auch : Manfred Hausmann - Gesammelte Werke – Band 12: Unterwegs / Altmodische Liebe / Bittersüß aus dunklem Krug, 1983 — 1. Auflage, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main
—> Text der Fassung letzter Hand: Der Ludwigstein
Es ist die Erstveröffentlichung in einem geschlossenen Gedichtband mit neuem Titel und einigen weiteren überarbeiteten Textstellen.
Worte : 1960 Manfred Hausmann / © dessen Rechtsnachfolger
Weise : Sommer 1980 mayer / © Jürgen Sesselmann
We-CD-21 - 2018 : Werkstatt XXI ( Titel 5 )
Die Burg — Wir haben den Berg erklommen. Jahrhunderte uns umwehn. Wir wissen
Die Hörprobe stammt von einer Studioaufnahme aus dem Jahr 2018. Sie ist der CD - Werkstatt XXI entnommen.
Die Geschichte des Liedes
Sommer 1980, ich hatte ein Gedicht von Manfred Hausmann »Die Burg« auf meine Kanadafahrt mitgenommen. Die Zeilen hatte ich im Frühling auf Burg Waldeck von FM, Fritz Martin Schulz, Bundesführers des Nerother Wandervogels, mit der Bitte überreicht bekommen, dieses doch zu vertonen. – Inzwischen waren etliche Monate durch Kanada gezogen, als ich mich daran erinnerte und es aus meinem Rucksack hervorkramte. Mit meinem Fahrtengeselle vieler Monate unternahm ich vom Floß aus eine kurze Kanutour. Er, Ronny, hatte beim Vorbeidriften eine wahrlich mächtige Fichte entdeckt, die es für ihn mit der Axt unbedingt zu fällen galt. Mich selber interessierte eine in der Nähe stehende verfallene Blockhütte doch merklich mehr.
Die Hütte lag fast auf Höhe des Flußes, und es wunderte mich sehr, daß sie der Yukon beim Hochwasser nach der Schneeschmelze noch nicht hinfort gespült hatte. Während die Axtschläge durch das ansonsten stille Flußtal hallten, begann ich die Reste besagter Hütte zu durchsuchen. In einem alten Roman über den Yukon hatte ich einmal gelesen, daß die Golgräber jener Tage ihre Funde unter dem heißen Ofen vergruben. Ein alter, verrosteter Ofen stand auch tatsächlich in einer Ecke der kleinen einräumigen Hütte ohne Dach. Nach knapp einem halben Meter mußte ich aber erfolglos das Graben einstellen, da bereits Flußwasser in meine Grube sickerte. Da entsann ich mich, daß der Platz unter der Türschwelle auch ein beliebter Ort gewesen sein soll, um seine Goldschätze zu vergraben. Doch hier stellte sich das nicht so einfach dar, denn der dickste, unterste Stamm des zerfallenen Blockhauses bildete diese Schwelle. Inzwischen lockte mich lautes Rufen von Ronny nach draußen und ich sah diesen mächtigen Baum von einem Vorsprung in einer steilen Felswand mit knarrendem Brechen zu Tale in den Yukon River stürzen. Zur Hütte zurückgekehrt begann ich diese "Fußschwelle" mit einem anderen Stamm der Hütte empor zu hebeln. Endlich lag der Ort meiner Begierde vor mir. Und wirklich, ich fand nicht tief unter der Schwelle, in der Erde vergraben, eine kleine, sehr schwere Blechdose. In ihr mögen vielleicht ursprünglich Tabletten gewesen sein. Nach einigen Schwierigkeit konnte ich von ihr auch den verrosteten Deckel entfernen. Doch in ihr befand sich kein Gold, es war zwar ein Erz darin, denn die ein bis zwei Zentimeter großen Bröckchen wogen recht schwer und schimmerten graulila bei direktem Sonnenlicht. Zufrieden, daß diese Geschichten doch einen wahren Kern beinhalteten, vergrub ich dieses Döschen wieder am ursprünglichen Ort. Zum Schluß wurden die Reste der Hütte an ihren ursprünglichen Ort zurück gehebelt. Obwohl der Fund kein Gold beinhaltete, denn dieses unscheinbare Erz lag nicht in meinem Suchraster, war ich trotzdem nicht enttäuscht darüber. Denn es war immerhin ein Fund gewesen – doch ich war halt auf Goldsuche.
Während "der Holzfäller" seine blasigen Hände im kalten Wasser des Yukon kühlte und sich zufrieden ob seiner Tat an eben dieser Steilwand ausruhte. Saß ich derweil ebenfalls zufrieden etwas abseits und widmete mich erstmals ernsthaft diesem Hausmann Gedicht. Später zum Floß zurückgekehrt, probierte ich die dort gefundene Melodie mit der Gitarre aus. Noch am gleichen Abend durfte ich das neue Lied »Die Burg« dann in Noten festhalten.
Monate später konnte ich meinen Fund unter der Hütte einem kanadischen Geologen beschreiben und erfuhr von ihm, daß diese unscheinbaren Klümpchen wahrscheinlich Platinerz gewesen seien. Wer glaubt, ich hätte mich darüber merklich geärgert, trügt sehr. Weiß ich ja bis heute noch, wo diese kleine, wertvolle Blechdose vergraben liegt, falls der Yukon River sie nicht inzwischen zurückgeholt hat. – Den wertvolleren beider Schätze konnte ich zumindestens bergen, die Melodie zu Manfred Hausmanns Gedicht »Die Burg«.
—> zum Lied
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Jürgen Sesselmann (mayer)
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