Göttinger Musenalmanach auf 1923
Herausgegeben von Börries, Freiherr von Münchhausen
Gedichte, Anthologie
Göttinger Musenalmanach auf 1923
herausgegeben von Börries, Freiherr von Münchhausen
Vorwort
Vor mehr als 25 Jahren gab ich meinen ersten Göttinger Musenalmanach heraus, dessen Erfolg die lange Reihe studentischer Almanache auf fast allen deutschen und ausländischen Hochschulen veranlaßte. Vielleicht darf ich bei dieser Jahresfeier im heurigen Almanach einiges von den Almanachen selber und ihren Mitarbeitern berichten.
Aber ich glaube nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht zu einigen Mitteilungen, Angaben und Nachweisungen zu haben, weil es in diesem Augenblicke ziemlich bestimmt keinen zweiten Mann in Deutschland gibt, der so viele Gedichte von Studenten gelesen hat wie ich, nämlich viele tausend Gedichte von vielen hundert Einsendern. Und da es im Wesen des lyrischen Gedichtes liegt, Selbstbekenntnis zu sein, so glaube ich über die Seele des deutschen Studenten von heute einige, sozusagen urkundlich beglaubigte Angaben machen zu können.
Freilich kann man bei solchen Querschnitt-Angaben gar nicht vorsichtig genug sein, und ich will gleich am Beginn meines Berichtes seine Unzulänglichkeiten nennen:
Zunächst: Es waren zur Mitarbeit die Jahrgänge von 1914 bis 1922 aufgefordert, d.h. also zum großen Teil Herren, die in Friedenszeiten kaum noch, oder überhaupt nicht Studenten gewesen wären. Dadurch war der Altersdurchschnitt ein höherer als bei unseren früheren Almanachen, und die Kriegs- und Umsturz-Jahre müssen auch hier doppelt zählen. Gedichte von Männern, die so viel durchgemacht haben, sind dunkler durchschattet, als die von Unerfahrenen.
Ferner bestimmt auch die Gestalt des Herausgebers die Auswahl der Einsendungen in viel stärkerem Grade, als dieser meist zu glauben geneigt ist. Wenn Arno Holz eine Sammlung zusammenstellt, so wird er mehr über die Mittelachse gefädelte Reimlosigkeit zugeschickt erhalten, als etwa Rainer Maria Rilke, und was ein in der Wolle (mit tyrrhenischem Purpur!) gefärbter Jünger Stefan Georges ist, der würde seine zerbrechlichen Köstlichkeiten nicht den "groben Fäusten" eines Detlev Freiherrn von Liliencron anvertraut haben. Und da ich nun einmal im Rufe stehe, ein ganz und gar mittelalterlicher Rückwärtser zu sein, der in Lederkoller, Halsberge und Stechhelm aufsteht und schlafen geht, so werden die kommunistischen Studenten auch meinem Urteil über ihre Gedichte mißtrauen.
Bestimmt mit Unrecht! Denn ich fürchte, daß ich wie jederGebildete dazu neige, weit eher aus ängstlicher deutscher Gerechtigkeit einen Gegner allzu freundlich zu beurteilen, als einen Gleichgerichteten. Aber das ändert leider nicht das Mißtrauen jener.
So sind also meine Beobachtungen wahrscheinlich ebenso einseitig wie die jedes anderen Herausgebers sein würden, der eine ausgesprochene Stellung im Schrifttum einnimmt, sind einseitig nicht so sehr aus Beschränktheit des Herausgebers als aus Beschränkung der Einsender.
Immerhin haben auch sie ihren Wert, wie jede ehrlichewissenschaftliche Beobachtung, bei der die unvermeidlichen Fehlerquellen nach Art und Stärke bekannt sind.
Vor allem aber wolle man beachten, daß mein Bericht . . .
. . . Wesentlicher aber als der rein künstlerische Wert von Studentendichtungen scheint mir ihr menschlicher, scheint mir der Geist, der aus diesen Liedern spricht. Was schiert uns da eine verunglückte Form, ein verhauenes Bild, eine sprachliche Entgleisung! Das Erquickende dieser Kunst ist ihre quellfrische Jugendlichkeit, ihr hoffnungsseliger Glaube, ihre starke frohe Jungmännerkraft. Möchten viele diese Freude teilen, und möchte aus dieser Teilnahme jene Aufnahmefähigkeit der Leserschaft erwachsen, in der die besten Mitarbeiter weiterleben und weiterschaffen können!
Windischleuba bei Altenburg,
am 150jährig. Stiftungstage
des Göttinger Hainbundes,
den 12. September 1922
Börries, Freiherr von Münchhausen
Auszug aus dem Vorwort des Buches
Den Umschlag und das Titelbild zeichnete Erich Feyerabend, Berlin
244 Seiten, Gebunde Ausgabe, Leinen, Fraktur, Frakur, Format 16,1 x 22,6 cm, 1922 — 1. Auflage, Hochschulverlag G.m.b.H., Göttingen
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort
Inhalt
Paul Althaus :
- Abend
- Straßen
- Der Angler
- Mord
- Verzweifelte
- Leise
- Dichter
- Die Ballade vom ewigen Tod
- An einen Stern
- Arabeske
Kurt Besser :
- Gewitter
- Landschaft
- Profil
- Gruß
- Oktoberfrühe
- Schlimme Stunde
Fritz Hasselwander :
- Spruch
- Landschaft
- Einem Werdenden
- Abend
- Märznacht
- Der Spiegel
Moritz Jahn :
- Der alte Landsknecht
- Morgen im Feldlager
- Kinder des Japetos
- Das Selbstbildnis
- Belle Aiglentine
- Die heiligen drei Könige
- Meller Gesellenlied (1672)
- Dorfkirche im Juli
Sonette an gefallene Freunde
— 1 - 9
- Psyche
Gedichte in ostfriesischer Mundart
- 'r Geld
- De Droom
- Bi d' Mallmöhln
- Nur der Kiebitz
- Gretj
-Moi Wär vandag
- God Arn
- Sonett
Hanns Johst :
- Das Wort
- Der Mensch
- Abendlied
- Erde zu Erde
- Roland
- *
Mutter
— 1 - 7
Willi Kahle :
- Mensch und Gott
- Nun geh nicht immer hinaus
- Das Unsagbare
- Vorspruch
- Mysterium
- Weh, wohin irrt mein Weg?
- An mich selbst
Martin von Katte :
- Vergessen
- Erinnern
- Soldatenleben
Die Kameraden
— 1
— 2
- Soldatenwort, Kameradengesang
- Reitspruch
- Jagd frei
- Kleine Schwester
- Bitte
- Erkenntnis
- Seglers Lied (Helgoland)
- Du
Alfred Kunze :
- Galeerensklaven
- Buddha
- Saft
- Gorrithmer
- Rattenkönig
- Mütter im Himmel
Künstler
— 1 Hölderlin
— 2 Zwei Schatten
— 3 Dombaumeister
— 4 Hugo van der Goes
— 5 Agnes Miegel
- Vater
- Mutter
- Segen
- Ein Werdender
- Die Unerkannten
- Der Ungedruckte
- Enthaltsamkeit
- Ecce
- Der Meister
- Wandler
- Gebet
- Forschegrund
- Der Droschkengaul
- Beatus Martyr
- Mit Ihm
- „Jüngling, ich sage dir, stehe auf!”
- Einsam
- Liebling
- Vorm Wandern
- Bist du fort
- Die Kleine
- Geschenke
- Knospe
- Ein Lied
- Händebreiten
- Geburt
- Das Kind
- Michel
- Deutschland
- Zeit
- Bürobesuch
- Schloß Doorn
- Ins Herz getroffen
- Ironie
- Kleineres Übel
- Lang ists her —
- Wir
- Penaten
Kurt Lange :
- Kreuzfahrer
- Gericht
- Das ist wohl Glück
Heinrich Renner :
- Vorfrühlingsnacht
- Früher Frühling
- Abend
Bogislav von Selchow :
- Die Rosen schweigen
- Es war einmal
- Gebet
- Sieger
- Mein Vater
- Dem Freunde
- Einkehr
- So ist das Leben
- Nullen
- Mein Schwur und Gebet
- Du glaubst nicht, was ein Mensch vermag
- Epigonen
- Du nennst mich klein
- Was wollt ihr denn!
- Du
- Ich bleibe, der ich bin
- Wir deutschen Menschen
Franz Thierfelder :
- Ablösung nach dem Hechtwald
- Erinnerung
- Auf Patrouille
- Tote im Nebel
- Vor Verdun
- Meiner Geige zum Abschied
- Walter Löschkes Tod
- In Gedanken
- Auf der Flucht
- Rückkehr aus der Gefangenschaft
- Abend in Leipzig
- Demonstrationszug
- Reichswehr auf dem Augustusplatz
- Der Falter im Hörsaal
- Auf deinen Brief
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Jürgen Sesselmann (mayer)
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