Ekkehard (1881)
Eine Geschichte aus dem
zehnten Jahrhundert
von Joseph Victor von Scheffel
Roman
Ekkehard, 1881 - 52. Auflage, Leinen
(c) Joseph Victor von Scheffel
Dies Buch ward verfaßt in dem guten Glauben, daß es weder der Geschichtsschreibung noch der Poesie etwas schaden kann, wenn sie innige Freundschaft mit einander schließen und sich zu gemeinsamer Arbeit vereinen.
Seit Jahrzehnten ist die Hinterlassenschaft unserer Vorfahren Gegenstand allseitiger Forschung; ein Schwarm fröhlicher Maulwürfe hat den Boden des Mittelalters nach allen Richtungen durchwühlt und in fleißiger Bergmannsarbeit eine solche Masse alten Stoffes zu Tage gefördert, daß die Sammelnden oft selber davor erstaunten; eine ganz schöne in sich abgeschlossene Literatur, eine Fülle von Denkmalen bildender Kunst, ein organisch in sich aufgebautes politisches und sociales Leben liegt ausgebreitet vor unsern Augen ...
... Der Schreiber dieses Buches ist in sonnigen Jugendtagen einstmals mit etlichen Freunden durch die römische Campagna gestrichen. Da stießen sie auf Reste eines alten Grabmals, und unter Schutt und Trümmern lag auch, von graugrünem Acanthus überrankt, ein Haufe auseinandergerissener Mosaiksteine, die ehedem in stattlichem Bild und Ornamentwerk des Grabes Fußboden geschmückt. Es erhub sich ein lebhaftes Gespräch darüber, was all' die zerstreuten gewürfelten Steinchen in ihrem Zusammenhang dargestellt haben mochten. Einer, der ein Archäologe war, hob die einzelnen Stücke gegen's Licht und prüfte, ob weißer, ob schwarzer Marmor, ein Anderer, der sich mit Geschichtsforschung plagte, sprach gelehrt über Grabdenkmale der Alten, – derweil war ein Dritter, schweigsam auf dem Backsteingemäuer gesessen, der zog sein Skizzenbuch und zeichnete ein stolzes Viergespann mit schnaubenden Rossen und Wettkämpfern und viele schöne jonische Ornamentik darum; er hatte in der Ecke des Fußbodens einen unscheinbaren Rest des alten Bildes erschaut, Pferdefüße und eines Wagenrades Fragmente, da stand das Ganze klar vor seiner Seele und er warf's mit kecken Strichen hin, derweil die andern in Worten kramten ...
aus dem Vorwort von Joseph Victor Scheffel, Heidelberg, im Februar 1855
496 Seiten, gebundene Ausgabe, rotes Leinen mit goldgeprägten Titel und goldgeprägtem Rücken, Format 11,6 x 18,4 cm, 1881 — 52. vom Verfasser durchgesehene Auflage, Verlag von Adolf Bonz & Comp., Stuttgart
Inhaltsverzeichnis:
Inhalt
Vorwort
1. Kapitel - Hadwig, Herzogin von Schwaben
2. Kapitel - Die Jünger des heiligen Gallus
3. Kapitel - Wiborada Reclusa
— Gedicht: Ich weiß einen Stamm im Eichenschlag
4. Kapitel - Im Kloster
5. Kapitel - Ekkehards Auszug
6. Kapitel - Moengal
7. Kapitel - Virgilius auf dem hohen Twiel
8. Kapitel - Audifax
9. Kapitel - Die Waldfrau
— Gedicht: Nordmännerlied (vor 1855) - Der Abend kommt und die Herbstluft weht
10. Kapitel - Weihnachten
— Gedicht: In nächtiger Stille saß ich jüngst allein
11. Kapitel - Der Alte in der Heidenhöhle
12. Kapitel - Der Hunnen Heranzug
13. Kapitel - Heribald und seine Gäste
14. Kapitel - Die Hunnenschlag
— Gedicht: Ach, unser Leben ist nur halbes Leben!
15. Kapitel - Hadumoth
16. Kapitel - Cappan wird verheirathet
17. Kapitel - Gunzo wider Ekkehard
18. Kapitel - Herrn Spazzo, des Kämmerers, Gesandtschaft
19. Kapitel - Burkard, der Klosterschüler
20. Kapitel - Von deutscher Heldensage
21. Kapitel - Verstoßung und Flucht
22. Kapitel - Auf dem Wildkirchlein
23. Kapitel - Auf der Ebenalp
— Gedicht: Und das Eis kam gewachsen
24. Kapitel - Das Waltharilied
25. Kapitel - Ausklingen und Ende
Anmerkungen
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Jürgen Sesselmann (mayer)
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