Im Morgenrot
Faß fest dein Roß am Zügel, der Morgen ist erwacht!
Das Gedicht stammt aus : Klabund - Klabunds Soldatenlieder, 1914 — 1. Auflage, Gelber Verlag, Dachau bei München
Im Morgenrot
Faß fest dein Roß am Zügel,
der Morgen ist erwacht!
Stumm hinter jenem Hügel
entgleitet schon die Nacht.
Sie läßt noch einmal dunkel
die blauen Schleier wehn –
bald wird des Tags Gefunkel
in Blut und Rosen stehn.
Wem pflücke ich die Blüten,
die mir der Tag verspricht?
O mag uns Gott behüten
vor allzuvielem Licht!
Dies Herz, dem Feind geboten,
dies Herz kennt keinen Tod –
da es in ewig roten
Unendlichkeiten loht.
Noch glühen allenthalben
die Rosen rot und tief!
Noch flattern hoch die Schwalben,
da kein Gewitter rief.
Wir jubeln und wir hoffen
und haben festen Stand –
weit steht der Himmel offen:
Freiheit und Vaterland!
Worte : 1914 Klabund (c) Alfred Henschke (1890-1928)
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>>>—> Eine 3. Strophe erschien 1916 zusätzlich: „Ich habe diese Strophe nicht für die Vertonung verwandt. Sie warf Probleme im Versmaß auf, die ich nur mit größeren Änderungen beheben könnte. Inhaltlich rechtfertigt diese es aber nicht.“
Diese zusätzliche Strophe erschien erst in : Klabund, Dragoner und Husaren – 1916, 6. Tausend, Georg Müller Verlag, München
Mein Mädchen, denkst du deines
Freundes in der Schlacht?
Dein wildes Herz, o wein es
verzweifelt in die Nacht.
Die Tränen werden regnen
und trommeln auf mein Zelt.
Ich will den Frieden segnen,
der bei dir Wache hält ...
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Jürgen Sesselmann (mayer)
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