Des Fiedlers letztes Lied
Ich kann mich nimmer entsinnen, wann zuerst die Fiedel ich
aus dem Gedichtband : Gedichte, 1897 — 1. Auflage, Verlag von Lüder Horstmann, Göttingen
Ich kann mich nimmer entsinnen,
wann zuerst die Fiedel ich strich;
ich strich sie auf Bergen und Zinnen,
ich strich sie im Hüttlein drinnen,
und die kindische Sorge des Knaben entwich.
Das Leben schien ein Lied.
Dann zog ich hinaus in die Weiten,
zog fiedelnd von Lande zu Land;
es mochte mich niemand begleiten,
nur die Fiedel hing mir zur Seiten,
doch wohin ich auch kam, ich war immer bekannt.
- "Sein Leben ist ein Lied!"
Jetzt wird mir trüber die Weise, -
das Lied zu Ende wohl ging. -
Und müder wird immer die Reise,
und die Fiedel klaget so leise,
nun sangreich Leben, verhalle, verkling!
Mein Leben war ein Lied!
Worte : vor 1897 Börries, Freiherr von Münchhausen (1874 - 1945)
Ein Gedicht aus seiner Studentenzeit.
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Jürgen Sesselmann (mayer)
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