Der Tag
Wie diese dem Buche beigegeben Bilder Grigoreskos, wie diese weichen, dämmerigen und hoch bunten, schillernden Farben der Luft und Landschaft, so zerrinnt und zerfließt auch das schwermütige Lied, das Carmen Sylva von der Lunca singt, ein Lied in halbrhythmischer Prosa, welche wie die freien Verse der rumänischen Volkspoesie klingt, und in der Weise des Volksliedes von Liebesglück und Liebesleid klagt.
"Soare ist blond – Soare hat Haare wie's reife Korn – Soare hat Haare wie die volle Kunkel – Soare hat Haare wie die Goldfäden der Braut. Er hat Augen wie Brombeeren und Wimpern dran wie die Seidenhaare der Bärenraupe, und Zähne wie Schlehenblüten. Ich möchte so gern einmal seine weichen, blonden Sonnenhaare anrühren."
Ein Hirtenidyll, wie das Hohe Lied Salomons, wie dieses bilderreich und prunkend. Aus dem Rheinland verpflanzt in den Garten Rumäniens, hat die Kunst Carmen Sylvas auch etwas von einem halborientalischen Wesen angenommen, hat sich mit der Natur der neuen Heimat verschwistert, mit dieser müden, trägen Luft der heißen Gluten ... von Julius Hart — In der Lunca (Rumänische Idylle), 1904
Der Tag
Quelle: Werbung in » Geflüsterte Worte - Erster Teil « der W. Wunderling's Hofbuchhandlung, Regensburg, 1907
(c) 2009-2022 - Alle Rechte vorbehalten
Jürgen Sesselmann (mayer)
Zur Nutzung meiner Lieder und Geschichten