Lied der Geusen
Gleichwie die Möwe ruhlos hastet von Land zu Meer, von Meer
Das Gedicht stammt aus : Felix Dahn - Gedichte, 1923 — 5. bis 7. Tausend, Verlag von Breitkopf & Härtel, Leipzig
Lied der Geusen
Gleichwie die Möwe ruhlos hastet
von Land zu Meer, von Meer zu Land
und kaum im Flug die Schwinge rastet
auf Wellenschaum, auf Dünensand: –
So wogen wir auf irren Bahnen
von Deich zu Flut, von Flut zu Deich,
zerschliss'ne Segel unsre Fahnen,
ein morsches Schifflein unser Reich.
Oft nur den letzten Schuß im Laufe, –
vom Sturm gepeitscht, vom Feind gehetzt, – –
ein adeliger Bettlerhaufe, –
den Hut zerhau'n, das Wams zerfetzt: – –
Und doch erbebt das stolze Spanien,
in dessen Reich der Tag nicht sinkt,
wenn unser Racheruf: "Oranien!"
sich über Albas Heere schwingt.
Ihr bebt mit Recht! Von Sklavenschande
bei Gott, wird dieser Boden rein,
und müßten alle Niederlande
von Meeresflut verschlungen sein!
Durchstecht den Deich, reißt auf die Schleusen!
ersäuft die fremde Tyrannei!
Es naht die See, es nah'n die Geusen:
Das Land wird Meer, doch wird es frei!
Worte : vor 1912 Felix Dahn (1834-1912)
Die in den Bünden bekannte Vertonung des »Lied der Geusen« wurde mündlich überliefert.
(c) 2009-2022 - Alle Rechte vorbehalten
Jürgen Sesselmann (mayer)
Zur Nutzung meiner Lieder und Geschichten