Die Harfenjule (1958)

Balladen und Chansons

von Klabund

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aus der Sammlung: Die kleine Kiepe

Gedichte


Die Harfenjule - 1958, 1. bis 8. Tausend

(c) Klabund


Als die ersten Gedichte Klabunds erschienen, prophezeite Richard Dehmel: "Von der Lyrik dieses Jungen wird man noch sprechen, wenn wir längst vergessen sein werden." Nun, die Zeit hat diese Worte bestätigt: Klabund lebt weiter. Seine bald sprühend frechen, bald sentimalen Verse verursachten manchmal Skandal, sie brachten ihrem Verfasser aber den Ruhm.
Klabund besingt in seinen Streit-, Leid- und Zeitgedichten Himmel und Hölle, Leben und Tod, Lust und Laster, Entsagung und Einsamkeit – als Bänkelsänger und Prophet. "Mein Name Klabund, das heißt: Wandlung", sagt er in einem Vers und bringt damit sein Wesen und Leben auf die kürzeste Formel.

Die neue Auswahl unter dem alten Titel »Die Harfenjule« enthält Klabunds schönste und kühnste Chansons und Balladen. Die Dame, die hier singt, hat rote Haare, ist mangelhaft bekleidet und hält sich in zweifelhaften Lokalen auf. Sie ist unsterblich.

aus dem Klappentext



Nachwort

"Ich bin nur Flamme, Durst und Schrei und Brand.
Durch meine Seele enge Mulden schießt die zeit
Wie dunkles Wasser, heftig, rasch und unerkannt.
Auf meinem Leibe brennt das Mal: Vergänglichkeit." Ernst Stadler


Nur knapp achtunddreißig Jahre ist Klabund alt geworden. Als ihn am 14. August 1928 in Davos ein Blutsturz von seinem schleichenden Lungenleiden erlöste, hinterließ er dennoch ein Oeuvre, das Gedichte, Erzählungen, Romane und viele Nachdichtungen umfaßt und sechs ansehnliche Bände füllt. Klabund war ein Frühvollendeter, der das rasche und intensive Leben eines Begnadeten, aber zugleich Verdammten lebte. "Denk an dein Werk, du hast nicht Zeit, Klabund!" mußte er sich immer wieder mahnen. Richard Dehmel prophezeite einst: "Von der Lyrik dieses Jungen wird man noch sprechen, wenn wir längst vergessen sein werden!" Nun, es ist kein Geheimnis, daß Dehmel inzwischen auf den Friedhöfen der Anthologien ruht, Klabund aber weiterlebt; auch aus der Asche der Bücherverbrennungen des Unmenschen hat er sich wiedererhoben.
Das wechselvolle Schaffen des Apothersohnes aus Crossen an der Oder teht sinnbildlich für jene Zeit der Gärung und des Umbruchs, der schwungvollen Gegensätze und der glühenden Ausbrüche, die als Expressionismus in die Literaturgeschichte einging. Alfred Henschke – so lautet der bürgerliche Name des Dichters; das Pseudonym Klabund ist gebildet aus Klabautermann und Vagabund – debütierte als Student mit einer Handvoll frecher Verse, die Alfred Kerr in seinem Pan abdruckte. Ein Skandal war die Folge, aber auch der Ruhm blieb nicht aus. Bei Erich Reiss in berlin erschien 1912 der erste Gedichtband: »Morgenrot! Klabund! Die Tage dämmern!« Es war eine Attacke, eine Kampfansage gegen Konvention und Spießertum.
Mit Klabund war ein kühner Spracherneurer entstanden, der in seinen Streit-, Zeit- und Leidgedichten Himmel und Hölle beschwor, Leben und Tod, der Lust und laster, Entsagung und Einsamkeit besang: ein Bänkelsäner und Prophet. . . .
. . . Klabund fand seine letzte Ruhestätte in Crossen, wo er am 4. November 1890 geboren worden war. Gottfried Benn hielt ihm die Totenrede und stellte über sein Leben den Satz Joseph Conrads: "Dem Traum folgen und nochmals dem Traum folgen und so ewig – usque ad finem."



Die vorliegende Neuausgabe unter dem alten Titel, herausgegeben von Otto F. Best, bietet eine Auswahl aus dem Gedichtkreis "Die Harfenjule"; sie enthält darüber hinaus eine Anzahl Verse aus anderen Gedichtsammlungen.



Schutzumschlag: Werner Labbé

84 Seiten, gebundene Ausgabe, blaues Leinen mit Schutzumschlag, Format 9,4 x 15,6 cm, 1958 – 1. bis 8. Tausend, Kiepenheuer & Witsch – alle Rechte bei Phaidon Verlag, Köln



Inhaltsverzeichnis:

- Lebenslauf
- Die Harfenjule
- Zu Amsterdam
- In der Stadtbahn
- In Lichterfelde-Ost
- Im Obdachlosenasyl
- Er hat als Jöhr
- Ich baumle mit de Beene
- Hamburger Hurenlied
- Altes Straßenmädchen
- Die Wirtschafterin
- Meier
- Liebeslied
- Grabschrift für eine Jungfrau
- Bürgerliches Weihnachtsidyll
- Die Schusterin
- Matrosenlied —> In Algier sind die Mädchen schwarz [3.318 KB] - mp3 *)
- Tango
- Ein Bürger spricht
- Proleten
- Ballade
- Leiferde
- Berliner Weihnacht 1918
- Die Ballade des Vergessens
- Der geistige Arbeiter in der Inflation
- Die Kriegsbraut
- Ballade vom toten Kind
- Berliner Mittelstandsbegräbnis
- Berliner in Italien
- Baumblüte in Werder
- Oberammergau in Amerika
- Der Landwirt Würstlein von Sebelsdorf
- Pogrom
- Die Ballade von den Hofsängern
- Trinklied - Wirt, schlag aus dem Faß den Banzen
- Der Seiltänzer
- Melancholie
- Das Notabene (vor 1928) — Holt mir Wein in vollen Krügen!
- Der Verzweifelte
- Hinter dem großen Spiegelfenster
- Die verlorene Welt
- Winterschlaf
- Ironische Landschaft
- Trinklied - Ich sitze mit steifer Geste
Sonette des Spielers :
– Das erste Spiel
– Poker
– Bakkarat
– Das Glück im Spiel
– Skat
– Der Tod im Bridge
– Die Farben
Nachwort
Inhalt
Büchersammlung: Die kleine Kiepe

*) In der letzten Zeile der zweiten Strophe steht jetzt "Mädel" anstelle "Mädchen" der Erstveröffentlichung in »Der Leierkastenmann«.

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Jürgen Sesselmann (mayer)
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