Segelfliegerlied
Und wenn der Regen dunkel gegen den Starthang schlägt
Gedicht aus : Manfred Hausmann - Gesammelte Werke – Band 11: Nachtwache / Alte Musik / Füreinander, 1983 — 1. Auflage, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main
Segelfliegerlied
Und wenn der Regen dunkel
gegen den Starthang schlägt,
mit Donner und Gefunkel
das Wetter herüberfegt,
wenn aus dem schwefelbunten
Gewölk der Blitzstrahl zuckt,
daß in den Dörfern unten
der Bauer tief sich duckt, –
Ja dann ... dann ... dann ...
dann fangen wir erst an!
Von Donnern umrasselt, von Blitzen umloht,
hinein in den Wolkenturm!
Was wäre das Leben denn ohne den Tod,
das Fliegen denn ohne den Sturm!
Und wenn zu Hause ein Feiner
um unser Mädchen streicht,
mit Schlips und Perle einer,
der seinen Arm ihr reicht,
wenn sie mit dem Betrüger
die Heimlichkeiten treibt
und ihrem Segelflieger
ein Abschiedsbriefchen schreibt –
Ja dann ... dann ... dann ...
dann fangen wir erst an!
Die Nächte sind warm, und der Mond scheint so rot,
und Mädchen gibt’s allerwärts!
Was wäre das Leben denn ohne den Tod,
die Liebe denn ohne den Schmerz!
Und wenn zur letzten Stunde
der Fürst, der Satan heißt,
uns unrasierte Hunde
in seine Hölle schmeißt,
wenn vor den Ofentüren
die Großmutter sich müht
zu blasen und zu schüren,
daß alles nur so glüht –
Ja dann ... dann ... dann ...
dann fangen wir erst an!
Wir heizen noch siebenmal heißer den Schlot,
da platzt die Hölle wie Glas!
Was wäre das Leben denn ohne den Tod,
die Hölle denn ohne den Spaß!
Worte : vor 1938 Manfred Hausmann (1898-1986)
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