Jenseits

Jenseits des Tales standen ihre Zelte

 

von Börries, Freiherrn von Münchhausen



aus dem Gedichtband :
Börries, Freiherrn von Münchhausen - Die Balladen und ritterlichen Lieder, 1909 — Fünftes Tausend, Egon Fleischel & Co., Berlin


Jenseits
 

Jenseits

Gedicht (PDF)

Jenseits des Tales standen ihre Zelte,
vorm roten Abendhimmel quoll der Rauch,
und war ein Singen in dem ganzen Heere,
und ihre Reiterbuben sangen auch.

Sie putzten klirrend am Geschirr der Pferde,
hertänzelte die Marketenderin,
und unterm Singen sprach der Buben einer:
„Mädchen, du weißts, wo ging der König hin?“

Diesseits des Tales stand der junge König
und griff die feuchte Erde aus dem Grund,
sie kühlte nicht die Glut der armen Stirne,
sie machte nicht sein krankes Herz gesund.

Ihn heilten nur zwei knabenfrische Wangen,
und nur ein Mund, den er sich selbst verbot,
– noch fester schloß der König seine Lippen
und sah hinüber in das Abendrot.

Jenseits des Tales standen ihre Zelte,
vorm roten Abendhimmel quoll der Rauch,
und war ein Singen in dem ganzen Heere,
und jener Reiterbube lachte auch.


Worte : 1910
Börries, Freiherr von Münchhausen (1874 - 1945)


Die in den Bünden bekannte Vertonung »Jenseits« stammt von dem deutschen Dichter und Komponisten Robert Götz (1892-1978).

nach oben

(c) 2009-2022 - Alle Rechte vorbehalten
Jürgen Sesselmann (mayer)
Zur Nutzung meiner Lieder und Geschichten