Nimmer genug

Jungens, laßt die Gläser klingeln, leert sie rasch auf einen Zug!

 

von Franz, Freiherrn von Gaudy



aus dem Gedichtband : Franz, Freiherrn von Gaudy - Gedichte, 1847 — 1. Auflage, Selbstverlag des Herausgebers Arthur Müller, Berlin


Nimmer genug
 

Nimmer genug

Gedicht (PDF)

Jungens, laßt die Gläser klingeln,
leert sie rasch auf einen Zug!
Ei, wer wird so schämig züngeln? –
Schont, wir tranken schon genug. –
Was? Genug ist gar zu wenig –
Was? Genug sind Brod und Salz;
hör’ ich nur dies Wort, so gähn’ ich –
bleibt mir mit Genug vom Hals.

Reicht ein Auge nicht zum Sehen?
Und der Himmel gab uns zwei.
Item muß ein Kind verstehen,
daß Genug zu wenig sei.
Bei des Himmels Fingerzeigen,
dem Beweis ad oculos,
ziemt uns Sterblichen zu schweigen –
und zu trinken. Frisch d’rauf los!

Nein, ihr könnt euch nicht verhehlen,
wie Natur es wohl gefügt,
daß den ächten Trinkerkehlen
das Genug nie recht genügt.
Aepfel, die sich purpurn schminken,
fallen doch nicht gleich vom Stiel:
Laßt ein Glas zuviel uns trinken –
und ein Glas mehr als zuviel.


Worte: vor 1840 Franz, Freiherrn von Gaudy (1800-1840)


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