Nachtmusik
Die Bäume duften und schweigen
Gedicht aus : Manfred Hausmann - Jahre des Lebens, 1938 — 1. bis 3. Auflage, Suhrkamp Verlag, Berlin
Die letzte Veröffentlichung des hier verwendeten Textes in überarbeiteter Fassung letzter Hand erfolgte in: Manfred Hausmann - Gesammelte Werke – Band 11: Nachtwache / Alte Musik / Füreinander, 1983 — 1. Auflage, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main
Nachtmusik
Die Bäume duften und schweigen.
Wir treten ins Mondlicht vor
und flöten und zimbeln und geigen
zu deinem Fenster empor.
Wir wollen dich nicht stören,
verborgenes Menschenkind,
du sollst uns nur so hören,
als wär es der nächtliche Wind.
Und einer aus unserer kleinen,
aufrichtigen Kumpanei
sieht oben dein Lämpchen scheinen
und atmet so ängstlich dabei.
Wir anderen beiden vollbringen
die rechte und schlechte Musik,
doch er läßt die Zimbel erklingen,
das Glitzern, die Sehnsucht, das Glück.
Bald stellt er sich auf die Zehen,
bald bückt er sich hinab.
Erhöre doch das Flehen
von seinem tupfenden Stab!
Wenn zwei sich einander ergeben,
getreulichen Angesichts,
so süß ist nichts im Leben
und auch im Tode nichts.
Nun schlägt es von Sankt Marien
Glock acht, Glock neun, Glock zehn.
Wir müssen wohl weiterziehen.
Leb wohl und auf Wiedersehn!
So neigen wir uns und schwenken
den Hut und gehen davon.
Behalt uns in gutem Gedenken,
uns und das Dindin-dan-don!
Worte : 1938 Manfred Hausmann (1898-1986)
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Jürgen Sesselmann (mayer)
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