Schöne Junitage
Mitternacht, die Gärten lauschen, Flüsterwort und Liebeskuß
Das Gedicht stammt aus : Detlev von Liliencron - Neue Gedichte, 1895 — 1. Auflage, Schuster & Loeffler, Berlin - Leipzig
Schöne Junitage
Mitternacht, die Gärten lauschen,
Flüsterwort und Liebeskuß,
bis der letzte Klang verklungen,
weil nun alles schlafen muß –
flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Sonnengrüner Rosengarten,
sonnenweiße Stromesflut,
sonnenstiller Morgenfriede,
der auf Baum und Beeten ruht –
flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Straßentreiben, fern, verworren,
reicher Mann und Bettelkind,
Myrtenkränze, Leichenzüge,
tausendfältig Leben rinnt –
flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Langsam graut der Abend nieder,
milde wird die harte Welt,
und das Herz macht seinen Frieden,
und zum Kinde wird der Held –
flußüberwärts singt eine Nachtigall.
Worte : 1880 Detlev von Liliencron (1844-1909)
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