Frankfurter Allgemeine Zeitung


Wir könnten uns nicht gut vorstellen, daß es nach Leip noch eine Golfstromschilderung gäbe, die der seinen überlegen wäre. Denn er hat alles, schlechthin und wirklich alles miteinbezogen, was zur Darstellung dieser Midgardschlange und verborgen wirkenden Nährader europäischen Klimas und damit Kulturwerdens gehört. Seit sechzig Millionen Jahren, schätzungsweise, arbeitet dieses gigantische Fließband gleichsam im Auftrag des Demiurgos an der Gestalt der Erde und entzieht sich jeder Beschlagnahme für nationale Zwecke, weil es, mächtiger und geheimnisvoller als alle sichtbaren Ströme, von Westindien aus den Weg quer durch den Atlantik nimmt, um schließlich England und die norwegische Küste zu bespülen und uns damit das Eis vom Halse zu halten. Leip läßt auch in diesem eigentlich der Sachlichkeit verpflichteten Werk jenen guten, herzwarmen und herzerwärmenden Humor verspüren, der sein ganzes bisheriges Oeuvre kennzeichnet und ihn als Seelöwe "in litteriis" ausweist. — Der große Fluß im Meer, 1954

Frankfurter Allgemeine

von Werner Helwig

Quelle: aus einer Werbeseite im Roman Die Taverne zum musischen Schellfisch des Paul List Verlag, 1963

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